Die Ausbreitung und Bedeutung von Rückenschmerzen ist weltweit sehr hoch. 80% der deutschen Bevölkerung wird mindestens einmal im Leben an einer behandlungsbedürftigen Form von Rückenschmerzen leiden. Langläufig werden Rückenschmerzen in akute, schnell abklingende und chronische, lange bestehende Verläufe unterteilt. Man sollte jedoch einen Krankheitsverlauf eher langfristig mit wochen- oder monatsweisen Auf und Abs betrachten.
Es gibt grundsätzlich drei verschiedene Arten von Risikofaktoren für Rückenschmerzen. Die Literatur ist sich bisher darüber einig, dass es keine Evidenz zum Thema Rückenschmerz-Prävention gibt. Die meisten Risikofaktoren haben nur eine geringe Voraussagekraft.
- Vorgeschichte von Rückenschmerzen: einer der stärksten prognostischen Faktoren für zukünftige Rückenschmerzen (Dunn 2013, Taylor 2014, Kjaer 2017)
- Alter (Parreira 2018)
- Rauchen (Shiri 2010, Cook 2014, Parreira 2018)
- Übergewicht (Rilander 2015, Suri 2017, Peng 2018, Green B 2018)
- Sitzender Lebensstil oder Exzessive Aktivität (Heneweer 2009)
- Schweres oder häufiges Heben (Coenen 2014, Cook 2914, Hurwitz 2018)
- Alltagsbelastungen in flektierten Haltungen (Bakker 2007)
- Umständliche Verdrehungen / gebeugte Arbeitshaltungen (Miranda 2002, Hurwitz 2018)
- > 2 Stunden Autofahren (Taylor 2014)
- > 2 Stunden Gehen oder stehen (Parreira 2018)
- Depressione (Pinheiro 2015, Suri 2017, Green B 2018)
- Posttraumatisches Stresssyndrom (Suri 2017)
- Psychosomatische Faktoren (Parseira 2018)
Die Fachwelt ist sich darüber im Klaren, dass Strukturdiagnosen im Bereich des Rückens nur äußerst selten möglich sind (Deyo 2001, Maher 2017, Koos 2006). Die absolute Mehrheit der Rückenpatienten bekommt daher die Diagnose "unspezifischer Rückenschmerz". Trotz aller Bestrebungen der letzten 30 Jahre, ist es nicht gelungen, einzelne Strukturen für das Entstehen von Rückenschmerzen verantwortlich zu machen.
Eine wissenschaftliche Studie (Brinjikji 2015) untersuche die MRT-Bilder von 3110 Gesunden - also Menschen ohne Rückenschmerzen. Sie unterteile die Probanden in verschiede Altersgruppen und suchte dann nach sogenannten falsch-positiven Befunden (Auffälligkeit im MRT ohne tatsächliche Beschwerden). Das Ergebnis: bei den jungen Probanden wurden in 37% Bandscheibendegenerationen, in 29% Bandscheibenvorwölbungen und in 4% Wirbelgelenk-Degenerationen festgestellt. Bei den älteren Probanden fanden sich in 96% Bandscheibendegenerationen, in 43% Bandscheidebnvorwölbungen und in 83% Wirbelgelenk-Degenerationen. Die bloße Anwesenheit einer dieser Befunde durch ein bildgebendes Verfahren beweist daher auf keinen Fall einen kausalen Zusammenhang mit den Rückenschmerzen. Andere Studien belegen das auch für das Vorhandensein eines Gleitwirbels (Andrade 2015) und eines "schiefen Rückens oder Beckens" (Dieck et al 1985, Hamberg-van Reenen 2007, Levangie 1999, Okado 2018).
Glücklicherweise ist die eindeutige Benennung einer Struktur für eine effektive physiotherapeutische Behandlung von Rückenschmerzen überhaupt nicht erforderlich. In der Krankengymnastik nach dem McKenzie-Konzept steht die Funktion im Vordergrund. Die Wirksamkeit dieser Behandlungsform ist vielfach wissenschaftlich belegt. Bei Vorhandensein einer Verordnung über Krankengymnastik werden die Kosten (bis auf den üblichen Eigenanteil bei gesetzlich Versicherten) komplett übernommen. Unsere Therapie ist für die teletherapeutische Behandlung entworfen.